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Kreisbote (11. September 2002)
"Nach uns die Sintflut"
Rezzo Schlauch, Fraktionssprecher der Bundesgrünen,
besuchte die Isar
Wolfratshausen - Auch den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen
hätte die diesjährige Hochwasserkatastrophe treffen
können. Doch der erst vor rund drei Jahren erhöhte
Sylvensteinspeicher konnte die herabregnenden Wassermassen
auffangen. Das Elbehochwasser und die drohenden Wassermassen,
die die Isar hätten herabstürzen können, nahmen
sich die Kreis-Grünen zum Anlass für eine Isarwanderung.
Geladen hatten sie dazu den Fraktionsführer der Grünen
im Bundestag, Rezzo Schlauch, den Bundestagskandidat des Nachbarlandkreises
München Land und Biologen, Toni Hofreiter und den Bundestagskandidaten
für den Wahlkreis Claudius Rafflenbeul-Schaub.
"Die Isar ist ein reißender Gebirgsfluss. Durch
die Begradigung seines Flussbetts an vielen Stellen, wurde
die Isar immer schneller und somit anfälliger für
Hochwasser", erklärte Toni Hofreiter, der die Isarwanderung
anführte. Rund 20 Umweltinteressierte hatten sich den
Politikern angeschlossen, um mehr über die politischen
Strategien der Partei zum Schutz vor Hochwasserkatastrophen
zu erfahren. In seinen Erläuterungen zeigte sich Hofreiter
zufrieden mit den Renaturierungsmaßnahmen, die bisher
an der Isar durchgeführt wurden: "Bis München
hat der Fluss nun schon wieder einen kurvenreichen Verlauf,
der die Geschwindigkeit des Wassers deutlich drosselt."
Doch durch den Damm am Sylvensteinspeicher habe die Isar nicht
mehr genug Geschiebe. An einigen Stellen grub sich der Fluss
durch seine eigene Sohle und es entstanden 25 Meter tiefe
Gumpen. "Mittlerweile wird der Kies vor dem Damm herausgebaggert
und auf der anderen Seite wieder in die Isar gekippt. Das
ist der derzeitige Weg", berichtete der Biologe. Für
natürlichen Hochwasserschutz seien jedoch vor allem die
Auwälder wichtig. "Wenn der Fluss viel Wasser trägt,
kann er sich dort ausbreiten. Städte wie Dresden sind
einfach zu nah ans Wasser gebaut", sagte er. Rezzo Schlauch
erläuterte die Doppelstrategie, die seine Partei anstrebt:
"Schnelle Soforthilfe für die Menschen, die von den Unwettern
betroffen sind, und Forcierung einer entschlossenen Klimapolitik."
Die wirtschaftlichen Schäden durch die anhaltenden Unwetter
addierten sich in unvorstellbare Summen. "Der Klimawandel
ist die größte umwelt- und wirtschaftspolitische Herausforderung
unserer Zeit", sagte Schlauch. Man brauche erneuerbare
Energien und konsequentes Energiesparen, umweltfreundlichen
Verkehr sowie Flächenentsiegelung und Flussrückbau
zur Verbesserung des Hochwasserschutzes. Von einer Aufstockung
der Dämme in hochwassergefährdeten Gebieten halten
Hofreiter und Schlauch nicht viel. "Klar, wir können
Dresden nicht abreißen. Aber immer noch höhere
Wände zu bauen, das kann doch nicht richtig sein",
stellte Hofreiter fest. Vielmehr solle man Flüsse nicht
zu Autobahnen umfunktionieren und die notwendigen Dämme
weiter auseinander bauen: "So kann sich das Wasser besser
verteilen."
sabs
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