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Süddeutsche
Zeitung (9. September 2002)
Ziel ist bessere Qualität
Sepp Daxenberger über Grüne-Agrarpolitik
Von Blanche Mamer
Weßling - "Nur ein Viertel der
staatlichen Gelder kommt tatsächlich beim Bauern an.
Das Gros geht in die Futtermittelindustrie, in Verarbeitung,
Verpackung, Konservierung, Transport. Das System ist krank",
sagt er. Die Agrarwende sei daher eine Chance für Bauern
und Verbraucher.
Am Beispiel der Magermilchpulververfütterung an Kälbern
hatte Sepp Daxenberger, Grüner Bürgermeister aus
Waging, das "Verrückte" an der Agrarpolitik
deutlich gemacht. Ein klarer Vortrag war im Weßlinger
Pfarrstadl zu hören mit drastischen Erklärungen
des Bürgermeisters und Biobauern.
Er sei gerne Landwirt, liebe das Landleben und werde alles
tun, damit seine Kinder in einer einigermaßen intakten
Natur leben könnten, sagte der 40-Jährige. Der Erfolg
seiner ökologischen Arbeit habe die Waginger Bürger
überzeugt. Seine Fraktion im Gemeinderat bestehe aus
20 Mitgliedern.
Erst durch die BSE-Krise seien die Landwirte aufgewacht,
sei es möglich geworden, grüne Politik auf den Weg
zu bringen. Wenn die Entsorgung von einer Tonne Müll
das Fünffache dessen koste, was für eine Tonne Weizen
bezahlt werde, dann müsse man etwas ändern. Nirgenwo
seinen die Lobbyisten so aktiv wie im Bereich Landwirtschaft.
Die Förderung müsse in Zukunft über den Faktor
Arbeit erfolgen, nicht über den Faktor Land. Das habe
schließlich dazu geführt, dass das englische Königshaus
der größte Empfänger von Subventionen sei,
weil es die größten Ländereinen besitze.
Die Resignation bei den Bauern werde immer größer,
stellte ein junger Landwirt in der Diskussion fest. Das System
der Grünen in der Agrarpolitik bezeichnete er als fragwürdig,
denn die Betriebe müssten immer mehr rationalisieren
und zusammenlegen. "Das Ziel der Landwirtschaft ist eben
nicht ständiges Wachstum", antwortete Daxenberger.
Es gehe nicht darum immer mehr Milch zu produzieren, sondern
um eine bessere Qualität. Er erlebe diese Resignation
in Waging nicht. Allerdings müsse die Abwanderung der
jungen Leute gestoppt werden.
Gerade in der Strukturpolitik müsse noch viel getan
werden. Künast kritisieren könne jeder, es gehe
aber darum, aktiv etwas zu verändern. Dafür sei
er Bürgermeister geworden. Ein Zuhörer erinnerte
daran, dass bei den Bauern die Gefahr bestehe, 16 Jahre CDU-Regierung
einfach zu vergessen. "Erinnert euch daran, wie der Markt
mit DDR-Kälbern überschwemmt wurde, und wir unsere
nicht los wurden", sagte er.
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