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Süddeutsche Zeitung (29. Juli 2002)
Grüne raften zum Wahlkampfauftakt
Teilnehmer sollten Natur mit allen Sinnen erfahren und finden
sich im Bootsgetümmel auf der Isar an schönen Wochenenden
Von Christiane Nitsche
Bad Tölz - Claudius Rafflenbeul-Schaub
ist begeistert. "Das mache ich sicher noch mal."
Der Direktkandidat der Grünen für den Bundestag
ist zum ersten Mal raften auf der Isar. Dabei sollte jeder
Oberlandler einmal die Isar befahren haben, sagt Gisela Burger,
Sprecherin der Kreisgruppe der Grünen, die sich das "ökologisch
geführte Isarrafting" zum Wahlkampf-Auftakt ausgedacht
hatten. "Mit Vorträgen in Hinterzimmern lockt man
im Sommer keinen." Stattdessen wolle man interessierten
Bürgern die Möglichkeit geben, das Thema Naturschutz
am Beispiel Isar "mit allen Sinnen zu erfahren",
sagt Burger.
Die 20 Paddelwilligen, die der Einladung folgten, auf einem
von drei Rafts der Jugendsiedlung Hochland die Ökologie
der Isar zu erkunden, mussten jedoch die Erfahrung machen,
dass es mit beschaulichen Naturerlebnissen an schönen
Wochenenden nicht weit her ist. Am Tölzer Stauwehr werden
rundherum lärmend Boote zu Wasser gelassen. Bundeswehrangehörige,
die zu einem Jahrestreffen anrücken, lassen Kampfgeschrei
hören, Jugendliche mit Ghettoblaster im Beiboot holen
Bierkästen an Bord, Männerclubs beladen schwankend
ihr Raft mit Dosenbier. Helme sieht man nirgends, Schwimmwesten
kaum. Die ordnungsgemäß ausgestatteten Rafts der
Jugendsiedlung mit Guide und Sicherheitsausrüstung für
jeden Mitfahrer heben sich während der Fahrt vom übrigen
Bootsgetümmel ab.
Paul Wimmer, der seit Jahren für verschiedene Anbieter
Rafting-Touren begleitet, ärgert die schwimmende Fungesellschaft.
"Es wird immer wieder über ein Verbot der kommerziellen
Rafting-Anbieter diskutiert", sagt er. "Dabei sind
wir es, die sich korrekt verhalten."
Unterwegs gibt Wimmer ausführliche Erläuterungen
zum Verbundsystem von Isar und Loisach, in das schon vor rund
100 Jahren durch den Bau des Walchenseekraftwerks eingegriffen
wurde. Er erläutert, wie jede Maßnahme andere nach
sich zog, vom Durchstich zum Isar-Oberlauf, damit der Walchensee
nicht austrocknet, bis hin zur jüngeren Geschiebeeinbringung,
damit sich das Isarbett nicht zu tief eingräbt. Dass
Vogelinseln nicht betreten werden, gehört selbstverständlich
zum Verhaltenskodex. Naturschutzwarte und Isar Ranger hätten
hier oft genug Probleme. "Wenn Du 20 Betrunkenen Vorhaltungen
machst, kannst Du froh sein, keine zu fangen."
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