ZDFheute (16. März 2002)
"Opposition ist nichts Schlimmes"
Grüne Basis sucht Argumente gegen Rot-Gelb
Warum sollte Kanzler Gerhard Schröder, SPD, die
Koalition mit den Grünen fortsetzen und Spekulationen
über Rot-Gelb eine Absage erteilen? Die grüne Basis
weiß es offenbar selbst nicht so genau - und könnte
sich zur Not auch mit der Oppositionsrolle abfinden. Heute.online
sprach mit Delegierten des Berliner Parteitags.
von Claudius Pläging, zzt. Berlin, 16.03.2002
Die Grünen finden eine rot-grüne Koalition besser
als Rot-Gelb - das ist keine Überraschung. Ob Gerhard
Schröder das auch so sieht, scheint jedoch höchst
fraglich. Intern hat er angeblich schon Überlegungen
angestellt, nach dem 22. September auf die FDP zu setzen.
"Das wäre sicher der bequemere Partner", meint
Sonja Arnold, Delegierte aus Offenbach. Die FDP sei populistisch
und gebe auf die Fragen der Zeit zu einfache Antworten. "Die
verstehen es, Halligalli zu machen, aber wir haben das zukunftsfähigere
Programm", so Arnold.
"Nicht anbiedern"
"Schröder hat mit uns ordentlich zusammengearbeitet",
sagt Claudius Rafflenbeul-Schaub aus Miesbach in Bayern. Außerdem
habe die SPD bei allem Wandel auch soziale Positionen beibehalten.
Daher seien die Grünen "kompatibler" als die
liberalen Konkurrenten. Eine Koalition mit der FDP würde
den Sozialdemokraten langfristig schaden, glaubt Herbert Nieswandt,
Delegierter aus Oberhausen: "Irgendwann merken die Wähler,
dass bei denen nicht viel dahintersteckt - und das würde
dann auf die SPD abfärben." Die Lösungen der
Grünen seien komplexer und daher schwieriger zu vermitteln.
Und das müsse auch so bleiben: "Wir dürfen
uns nicht anbiedern, nur um an der Macht zu bleiben."
Zur Not würde man auch wieder in die Opposition gehen,
erklärt Nieswandt: "Manchmal kann man in der Opposition
mehr erreichen als in der Regierung." Bestes Beispiel
sei der Metrorapid in Nordrhein-Westfalen, gegen den sie als
Teil der Landesregierung nicht viel ausrichten können.
"Opposition ist nichts Schlimmes", pflichtet Rafflenbeul-Schaub
bei. Dort könne man sich sammeln. "Gerade von 1994
bis 1998 waren wir sehr erfolgreich und haben viele Konzepte
entwickelt."
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