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Rheinische Post (12. Juni 1996)
Podiumsdiskussion über Jugendliche und Politik
Mehr Interesse durch niedrigeres Wahlalter?
"Ist Politik nur für 'alte Säcke'? - Warum
engagieren sich nicht mehr Jugendliche in den Parteien?"
Dieser Frage wollten am Montag 16- bis 23jähirge Vertreter
der Jungen Union (JU), der Jung-Sozialisten (Jusos) und der
Jungen Grünen im Kaiserswerther Suitbertus-Gymnasium
nachgehen. Die Podiumsdiskussion krankte allerdingss von Anfang
an daran, daß man sich geeinigt hatte, Kritik an den
Standpunkten anderer Parteien zu unterlassen. Statt einer
Diskussion sollte ein Dialog mit den etwa 50 Gästen stattfinden.
Die Veranstaltung nahm so streckenweise den Charakter einer
Werberunde für die Arbeit von CDU, SPD und Grünen
an.
Nur an einigen Punkten wurden unterschiedliche Ansichten
deutlich. Wie soll etwa der von allen Vertretern geforderte
stärkere Einfluß Jugendlicher auf die Politik der
"alten Säcke" durchgesetzt werden? Claudius
Rafflenbeul (Grüne) hielt die Herabsetzung des Kommunalwahl-Alters
von 18 auf 16 Jahre für ein gutes Mittel, Jugendliche
an der Politik mitwirken zu lassen und Politiker stärker
für Jugendprobleme zu interessieren. David Roggendorff
(JU) wollte hingegen an der bisherigen Altersgrenze festhalten:
"Warum soll man das Wahlalter senken, wenn sich heute
nur wenige Jugendliche in der Politik engagieren?" Marco
Vogt (Jusos) sah eher in speziellen Jugendparlamenten eine
Möglichkeit, Jugendlichen mehr Gehör zu verschaffen.
Rafflenbeul sieht darin die Gefahr von "Alibi-Gremien".
Stattdessen sollten die Jugendlichen, ähnlich wie der
Seniorenbeirat, Vertreter in die Ausschüsse des Rates
entsenden dürfen, meite der Grüne.
Einig waren sich alle, daß Interesse vor allem durch
Information über politische Fragen, die Jugendliche direkt
betreffen (wie Bundeswehr, Drogen- oder Verkehrspolitik),
geweckt werden könne. Ziel solle aber nicht das Kreuzchen
der jungen Erwachsenen am Wahltag sein, sondern eine möglichst
langfristige Mitarbeit vieler in Parteien, Gremien und Vereinen,
die sich mit politischen und gesellschaftlichen Problemen
beschäftigen. jps
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